Freitag, 13. Juni 2008
Ein Recht auf Faulheit
„O Faulheit, erbarme Du Dich des unendlichen Elends!
O Faulheit, Mutter der Künste und der edlen Tugenden,
sei du der Balsam für die Schmerzen der Menschheit!“
Paul Lafargue

Ein seltsame Sucht beherrscht Arbeiter und Kapitalisten unserer Zeit, der unbezwingbare Drang sich in mannigfaltiger Arbeit zu erschöpfen. Schrecklich anzusehen sind die Folgen für Körper und Geist der Befallenen, verkrümmt die Körper der neuen Klasse von Bürostuhlknechten, das Ziel ihrer Träume, der Plan ihrer Zukunft ausgerichtet auf die Frucht ihrer Arbeit, den Urlaub. Sie scheinen das Paradoxon ihrer Wesenheit nicht zu bemerken, arbeiten um nicht zu arbeiten, wenigstens drei bis vier Wochen im Jahr.
Das Auto, Beherrscher der Bewegungslosen verfrachtet sie alltäglich in der Kolonne ihrer Leidensgenossen in den selbst auferlegten Tartaros. Eingehüllt in Blech, angetrieben durch das Blut der Erde, den widerspiegelnden Sonnenschein auf der Motorhaube missachtend kriechen sie durch den Staub der Klimaerwärmung. Angekommen am Hort der Pein schaffen sie mit am Netzwerk der Alle einschließenden Arbeit. Denn nur wenn sie arbeiten kann der Verarbeiter/Konsument ihres Produktes seiner Arbeit frönen oder die Früchte seiner Fron nutzen sie zu weiterer Arbeit anzuspornen.
Oh verdammenswürdiges Ereignis, der Verlust ihres Jobs! Befreit von Arbeit, alleingelassen mit der Glückseeligkeit des Nichtstuns! Dem Locken grüner Wiesen und blauen Himmels wird tapfer widerstanden mit der verzweifelten Suche nach einem neuen Platz in der Reihe der Süchtigen. Ihn zu erwerben verbringt man die freie Zeit überlaufenen Arbeitumschlagsplätzen. Immer neue Gesetze werden entworfen, um auch wirklich jedem Bürger sein Recht auf die Selbstqual zukommen zu lassen. Ein Euro Jobs für alle Verzweifelten!
Doch was erwartet den erkennenden? Die Reproduktion des Arbeitnehmers beschränkt sich mittlerweile nicht mehr auf Nahrung, Unterschlupf und eine neue Garnitur Kleider im Jahr. Nein, um Arbeit für alle Süchtigen zu gewährleisten sind die Reproduktionskosten des Einzelnen astronomisch in die Höhe geschossen. Konsumwahn ist die Entschuldigung der der Sucht Verfallenen. Was tun in einer Gesellschaft in der 98% süchtig sind nach dem schädlichen Stoffe? In der Alle zusammen in den Halluzinationen ihrer gemeinsamen Schein-Realität leben? Die helfende Hand Gottes,

„Sehet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen, sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht, und doch sage ich Euch, dass Salomon in all seiner Pracht nicht herrlicher gekleidet war“ (Bergpredigt, Matthäusevangelium, Kapitel 6)

wurde schon vor 100 Jahren für tot erklärt.
Also, Faulenzer aller Länder vereinigt Euch! Tretet fort von der Seite des Sisyphos und ein für ein Recht auf Faulheit!

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