Donnerstag, 12. Juni 2008
doppelpunkt minus klammer ist gleich müll
der smiley im speziellen und das emoticon im allgemeinen werden benutzt um die audiovisuelle darstellung von emotions, gefühlen, die wir alltäglich durch grimassen und anderen mimiken, flüchen und jauchzern ausdrücken, auf den bildschirm zu projezieren, um sich dem gegenüber, oft viele kilometer, maximal aber nur 20.000, emotional mitzuteilen. überall wo geschriebenes der kommunikation und nicht der information in erster linie dient, funktionieren smileys, nicht nur anstelle eines "haha, das war lustig!", sondern auch "haha, findet ihr das nicht lustig?!" der abstraktion des lachens in das symbol doppelpunkt minus klammer steht eine riesige anzahl an übertreibungen allgemein bekannter mimiken gegenüber - eine comic welt für sich. ein "du weisst schon was ich damit sagen will..." trifft man im alltäglichen leben selten wieder, zwinkern fällt da in den bereich der flirttaktiken. so auch die ausgestreckte zunge, die höchstens mit einem stinkefinger gekontert würde, und hinter dem scham-erröteten kopf sitzt nicht wirklich einer, dem etwas so peinliches passiert wäre, oder doch ? :$
das benutzen der gelben köpfe darf jedoch nicht twitteresk auf den benutzer übertragen werden, viel mehr dient der smiley als ein kommunikationsmittel, das den usern aller welt das kommunizieren erleichtert. so kann der user in einer nicht vertrauten (web-) umgebung missverständliches konkretisieren, in foren eskalieren oft zu persönlich genommene posts, die zu verbal attacken führen. ein "das hab ich doch nicht so gemeint" smiley besänftigt anscheinend stärker als der ausgeschriebene satz. ein yes törtchen mit einer kerze sagte schließlich mehr als worte. nur, dass das yes törtchen, unrentabel geworden, vom markt genommen wurde.
das wird dem smiley niemals passieren.
forendiskussionen hin oder her, der direkte zwanzig finger gespräch scheitert an der vermeintlichen eile, schnell anworten zu müssen, an der unfähigkeit, emotionen, oder auch nur lachenswertes, zu beschreiben und letztlich an der sprache selbst. ein zwei bis vier finger gespräch für einsilbige wörter und einfache smiley. wir lassen somit die smileys lachen, ärgern, weinen, freuen, unterhalten. nicht wir sind es, die fühlen und dies versuchen zu äußern, sondern wir sind es, die denken, der gegenüber versteht meine emotionen und versteht mich nur, wenn ich mich dieser "sprache" bediene. lachen, ärgern, weinen, freuen, im "klick"takt ohne das je real zu fühlen, das macht den heutigen, in diese "happy" welt hineingewachsenen menschen aus. die anwedung smiley ähnlicher grimassen stößt auf unverständnis oder einer eigenen verniedlichung; man erscheint als comic abbild, ein zeichtrickfigur. kinder im alter bis ca. 12, 13 benutzen noch gern den "vorbildern" aus comics entsprechend die grimassen, mimik und gestik sprache um sich mitzuteilen. (ein leckeres stück kuchen wird besabbert, bevor es gegessen wird)

ausser natürlich, man befindet sich unter gleich gesinnten. und wie das denken ausserhalb der eigenen gedankenwelt, sprechen ausserhalb der erlernten sprache nicht möglich ist, sind gefühlsausdrücke ausserhalb der emoticon welt nicht verständlich, doch leider bietet die tastatur mehr kombinationen als wir mimen und gestikulieren können; ja auch für euch, italiener.
so bleibt es einem nur übrig, sich zu distanzieren und an der eigenen sprachfertigkeit solange zu pfeilen, bis einen wohl keiner mehr versteht, aber mal ehrlich: wer will schon noch chatten? wir bloggen.

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Es kann bei der übertriebenen Graphisierung von Smilies durchaus von einer Iconisierung der Websprache geredet werden. Kleine Bilder, die jeder versteht, auch wenn sie 20.000 Kilometer entfernt auf den Bildschirm starren, die keines besonders großen gemeinsamen Wortschatzes bedürfen.
Allerdings kann "doppelpunkt minus klammer" auch einfach als Erweiterung des Satzzeichenwortschatzes klassifiziert werden. Es steht nicht mehr nur die Möglichkeit der Kennzeichnung eines Satzes als Aussage, Frage, etc. zur Verfügung, sondern auch die der Ironie oder der Stimmung, in der ein Satz geschrieben wurde.
Die stark gestiegene Nutzung der schriftlichen Verständigung in unserem Computerzeitalter erfordert einen Ausbau der eher beschränkten kommunikativen Mittel dieses Mediums. Die Mimik, ein Hauptbestandteil unserer alltäglichen Verständigung, die mittlerweile zu einem großen Teil schriftlich erfolgt, findet ihr Gegenstück im Smilie.
Vielleicht sollte man das Smilie nicht nur als Angriff auf den intellektuellen Anspruch unserer sprachlichen Verständigung abtun, sondern vielmehr als Möglichkeit sehen, dieselbe zu erweitern.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Schrift als Medium zu Verständigung über das Netz nur eine zeitweilige Erscheinung ist, bis Voice to Voice mit Webcam das miteinander Reden "vereinfacht".
In diesem Sinne:
"Hey Alter, guckst du meine krasse Sonnenbrille!" 8-)

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ironie
als fortsatz der sprachlichen komik, wenn hahas und hehes nicht mehr ausreichen, smileys zu benutzen, wäre nicht nötig, falls der humor der geteilt wird, in bis zu 20000km entfernung, in etwa derselbe wäre, im idealsten fall: synchron. natürlich ist in alles fabelhafte, das amilie anfängt zu berühren, mit weitläufig anerkannten standardisierten anwendungen , in der webkommunikation dem smiley, leichter einzutauchen. mir geht es aber um den dialog. das ende des realen dialogs ist das schweigen, das angenehme empfundene, "wir verstehen und auch so"
schweigen. gibt es dafür einen icon? in einem smiley dialog kann dieses ende nach zwei drei smiley/icon austauschen erreicht werden. smile and smile back.

das lachen ist in jeder kultur sprache ein mittel, und auf der ersten kommunikationsebene der berühmte "eisbrecher". der smiley jedoch ist ein parasit. ein kommunikationselement, das sprachfähigkeit unterwandert, sich in alle sprachen verbreitet, verpflanzt, und diese verrotten lässt. degeneration der kommunikation, des ausdrückens, denkens, der sprache. ein wahrer parasit.

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Bildschrift
Das Schweigen ist wie alles, an das man anknüpfen kann Kommunikation, selbst wenn man daran mit Schweigen anknüpft.

Ja, Smilies sind parasitär, nisten sich in jeder Schriftsprache ein wie kleine Leberwürmer, Iconisieren die Verständigung.
Doch halt, wie war das nochmal mit den Schriftzeichen der Ägypter?
Icons sind die Grundlage aller Schriften, nur dass uns heute die direkte Bedeutung verloren gegangen ist und die Zeichen verändert und verwaschen in sehr abstrakter Weise unsere Reliabilitäten bedienen. Das Smilie ist demnach nichts Neues, es verbreitet sich deswegen so gut, weil es eh schon die Grundlage all unserer Schrift ist.
Der komplexe unübersichtliche Organismus unserer modernen Schriftspräche wird von einzelligen parasitären Smilies durchsetzt.
Die im eigentlichen Sinne sich nicht besonders von den bereits vorhandenen Sprachzellen (Schriftzeichen) unterscheiden, es ist vielmehr die aufgeplusterte Deutlichkeit ihrer Primitivität, die zur Schau gestellte Einfachheit ihrer Funktionen und ihre derbe aber reibungslose Funktionalität, die manchen intellektualisierenden Individuen aufstößt.

Willkommen zurück Amöbe im in der komplexen Lebenswelt der Schrift... möge der Bestangepasste gewinnen :P

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